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Die makroökonomische Perspektive der Schweiz für 2025: Stabilität in einer fragilen globalen Landschaft

Die Schweizer Wirtschaft, seit jeher ein Symbol für Widerstandsfähigkeit, wird 2025 voraussichtlich die allgemeine Konjunkturflaute im Euroraum übertreffen. Dank stabiler Inflation, einem robusten Dienstleistungssektor und gezielten geldpolitischen Maßnahmen bleibt das Land ein Anziehungspunkt für Investoren, die nach verlässlichen Renditen suchen. Diese Analyse beleuchtet die makroökonomische Entwicklung der Schweiz und konzentriert sich auf Wachstumsfaktoren, branchenspezifische Dynamiken und strategische Chancen.

Überdurchschnittliche Performance bei den Kernindikatoren

Das Schweizer BIP wird 2025 voraussichtlich um 1,5 % wachsen und 2026 auf 1,9 % steigen – deutlich über den geschätzten 0,8 % des Euroraums (OECD; Goldman Sachs). Wie in Grafik 1 dargestellt, hat die Schweiz seit dem zweiten Quartal 2020 die zweithöchste vierteljährliche BIP-Wachstumsrate unter den USA, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland aufrechterhalten. Dies spiegelt die breite wirtschaftliche Diversifizierung des Landes wider.

Die Inflation wird für 2025 auf lediglich 1 % geschätzt – deutlich unter dem 2 %-Ziel des Euroraums. Grafik 2 zeigt, dass der harmonisierte Verbraucherpreisindex der Schweiz seit 2021 erheblich niedriger als der der EU liegt, was die hohe Preisstabilität unterstreicht.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte im Dezember 2024 den Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,5 % und es werden weitere Zinssenkungen im Jahr 2025 erwartet (OECD). Diese Maßnahme soll nicht nur Investitionen, sondern auch den privaten Konsum stützen, der über 50 % des BIP ausmacht. Da das reale verfügbare Einkommen 2025 um 1 % gegenüber dem Vorjahr steigt (OECD), wird der private Konsum das Wirtschaftswachstum auch bei schwankender externer Nachfrage stützen.

Der Schweizer Außenhandel für 2025 steht vor einer Gratwanderung zwischen globalen Unsicherheiten und nationalen Stärken. Der starke Schweizer Franken und die gedämpfte Nachfrage aus Deutschland – mit einem prognostizierten Wachstum von nur 0,3 % (Goldman Sachs) – bergen Risiken für die Exportvolumina. Die Widerstandsfähigkeit der Schweiz beruht jedoch auf ihrer Dominanz in hochwertigen Sektoren. Pharmazeutika, die über 40 % der Warenexporte ausmachen (OECD), bleiben eine tragende Säule, angeführt von Unternehmen wie Roche und Novartis. Der zweitgrößte Exportsektor, Maschinenbau und Elektronik, passt sich der schwächeren deutschen Industrienachfrage an, indem er auf Automatisierung und Robotik setzt – eine strategische Anpassung, die mit der Schweizer Präzisionsfertigung im Einklang steht (OECD). Dieses Zusammenspiel aus bewährten Stärken und Innovationen sichert die Stabilität auch in turbulenten Zeiten.

Branchendynamik: Gesundheitswesen, TIC und Industrie

Der Gesundheitssektor der Schweiz bleibt ein zentraler Wachstumstreiber, angetrieben durch eine alternde Bevölkerung und Fortschritte in der Medizintechnik. Die Nachfrage nach präziser Diagnostik und innovativer Ausstattung steigt, doch bleibt der Fachkräftemangel eine Herausforderung: 28 % der Stellen im Gesundheitswesen, die eine höhere Ausbildung erfordern, konnten 2024 nicht besetzt werden (Bundesamt für Statistik). Um diese Lücke zu schließen, sind Umschulungsprogramme und Maßnahmen zur Fachkräftebindung essenziell. So könnten beispielsweise Initiativen zur Integration von Migrantinnen in den Gesundheitssektor – deren Erwerbsquote mit 65 % deutlich unter den 78 % der in der Schweiz geborenen Frauen liegt – zur Entlastung beitragen (OECD).

Parallel zum Gesundheitswesen gewinnt der Bereich Testing, Inspection, and Certification (TIC) an Bedeutung. Strenge regulatorische Anforderungen – von Medizintechnik bis hin zu industriellen Maschinen – erhöhen die Nachfrage nach spezialisierten Compliance-Dienstleistungen. Dies steht im Einklang mit dem globalen Ruf der Schweiz für Präzision und bietet TIC-Firmen erhebliche Wachstumschancen. Unternehmen wie die Société Générale de Surveillance (SGS) dominieren diesen Nischenmarkt und nutzen die Schweizer Regulierungsstrukturen, um sich Aufträge in Schwellenländern zu sichern. Die OECD schätzt, dass TIC-Dienstleistungen bis 2026 jährlich zusätzlich 0,3 % zum BIP-Wachstum beitragen könnten, wenn die digitale Transformation weiter an Fahrt gewinnt.

Während die Schweizer Industrie mit steigenden Energiekosten und Wettbewerbsdruck zu kämpfen hat, florieren Nischenbereiche wie die Präzisionsfertigung weiterhin. Diese Segmente profitieren von der Schweizer Expertise in hochwertiger Produktion, auch wenn sich traditionelle Industriezweige schwächer entwickeln (OECD). So ist der Maschinenbau – der 12 % der Gesamtexporte ausmacht – aktiv dabei, sich in Richtung Automatisierung und Robotik zu diversifizieren, um die Risiken durch die schwache deutsche Nachfrage zu minimieren.

Herausforderungen: Fachkräftemangel und geopolitische Risiken

Trotz einer niedrigen Arbeitslosenquote von 4,0 % im Jahr 2025 bestehen strukturelle Fachkräftemängel in den Bereichen Gesundheitswesen, Ingenieurwesen und IT. Die OECD empfiehlt Maßnahmen zur Steigerung der Erwerbsquote, darunter Umschulungsprogramme und Anreize für einen späteren Renteneintritt. Derzeit sind nur 35 % der Schweizer Erwerbstätigen im Alter von 60–64 Jahren noch berufstätig, verglichen mit 45 % in Schweden (OECD), was ungenutztes Potenzial aufzeigt.

Geopolitisch gesehen bleibt die Energiepreisvolatilität – infolge globaler Spannungen – ein Risikofaktor. Allerdings reduziert die Schweizer Energiediversifizierung diese Anfälligkeit (Bundesamt für Statistik). Wasserkraft und Kernenergie decken über 60 % des heimischen Strombedarfs und minimieren die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen. Dennoch könnte eine anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Deutschland oder China – den zweit- und drittgrößten Exportmärkten der Schweiz – die Nachfrage dämpfen. Laut Goldman Sachs könnte eine Schrumpfung des deutschen BIP um 1 % das Schweizer Wachstum um 0,2 % reduzieren, was die wirtschaftlichen Verflechtungen verdeutlicht.

Fazit: Die Schweiz bleibt ein stabiler Investitionsstandort

Die wirtschaftlichen Aussichten der Schweiz für 2025 bestätigen ihren Status als sicherer Investitionsstandort. Mit niedriger Inflation, überdurchschnittlichem Wachstum und einer dienstleistungsgetriebenen Wirtschaft kombiniert das Land Stabilität mit strategischer Innovationskraft. Nischenbereiche wie das Gesundheitswesen und TIC veranschaulichen, wie spezialisierte Expertise zur makroökonomischen Widerstandsfähigkeit beiträgt.

Fabian Kröher, Managing Partner der Winterberg Group, kommentiert die makroökonomische Lage der Schweiz:

„Die Schweiz hebt sich weiterhin vom restlichen europäischen Markt ab, indem sie auch in unsicheren Zeiten makroökonomische Stabilität wahrt. Eine starke Währung, niedrige Inflation und resiliente Sektoren – insbesondere im Gesundheitswesen, der Präzisionsfertigung und den Finanzdienstleistungen – schaffen ein attraktives Umfeld für langfristige Investitionen. Das Schweizer Wirtschaftsmodell, geprägt durch fiskalische Disziplin und Innovation, bleibt eine sichere Anlaufstelle für Kapital, während andere Regionen mit strukturellen Herausforderungen kämpfen.“

Dank der demografischen Entwicklung im Gesundheitswesen und der Schlüsselrolle von TIC in regulatorischen Märkten kann sich die Schweiz auch bei globalen Handelsturbulenzen behaupten. Gleichzeitig sorgt die industrielle Spezialisierung auf hochwertige Nischenprodukte für eine anhaltende Wettbewerbsfähigkeit.

Angesichts globaler Unsicherheiten – von Handelskonflikten bis hin zu geopolitischen Spannungen – bietet die Kombination aus wirtschaftlicher Vorsicht und Anpassungsfähigkeit Investoren eine seltene Mischung aus Sicherheit und Wachstumschancen. Die Schweiz bleibt ein strategischer Ankerpunkt für alle, die sich in turbulenten Märkten zurechtfinden müssen.